Posts Tagged ‘Hintermänner’

Liebe Geber_innen, sammelt Strafverfügungen!

Juli 19, 2013

IMGA0337„Geben Sie Bettelnden nichts, denn sie sind Opfer der Bettelmafia. Sie müssen das Geld an böse Hintermänner abliefern,“ sagen uns Polizei und Boulevard. Beweise für diese Unterstellung haben sie nicht. Die Bettelnden erzählen hingegen, dass ihnen ihr Geld von der Polizei abgenommen wird, in den meisten Fällen ohne Bestätigung.

Vielen werden auch alle Zeitungen, die sie zum Verkauf bei sich haben, abgenommen – ebenfalls ohne Bestätigung. Eine Frau erzählt, dass ihr ein Polizist den Ausweis zerschnitten und den Meldezettel zerrissen hat. Manche berichten, dass sie von der Polizei im Streifenwagen mitgenommen und in einem Wald oder in unbewohntem Gebiet vor der Wiener Stadtgrenze an die Luft gesetzt wurden. Manche der Bettelnden mussten sich in Polizeiwachzimmer ausziehen. Und viele erhalten Strafverfügungen. Diese listen absurde Verwaltungsübertretungen wie das „unbegründete Verharren am Gehsteig“ oder „eine ausgestreckte Hand“ auf, die in der Regel mit je 100,- Euro sanktioniert werden. Die verhängten Strafen machen dann im Schnitt zwischen 300,- und 500,- Euro aus. Die BettellobbyWien hat beschlossen, diese Strafpraxis an die Öffentlichkeit zu bringen. Zu diesem Zweck möchten wir weitere Strafverfügungen sammeln.

Liebe Geberin, lieber Geber, treten Sie mit dem Bettler oder der Bettlerin Ihres Vertrauens in Kontakt und fragen Sie nach Strafverfügungen. Borgen Sie sich diese Verfügungen aus und schicken Sie uns eine Kopie oder einen Scan davon.

Die Strafverfügungen werden von uns nur in anonymisierter Form verwendet. Für öffentliche Lesungen bei der WienWoche 2013, für Artikel und wissenschaftliche Arbeiten. Helfen Sie mit! Damit auch Ihre Spende den Armutsbetroffenen direkt hilft und nicht in den Händen der Polizei landet!

Kontakt: bettellobbywien@gmx.at

Eine Mafia, die bettelt?

August 30, 2011

Wer nach Österreich kommt, um hier zu betteln, hat zu Hause materiell kaum noch etwas zu verteidigen. Die Filmemacherin Ulrike Gladik hat BettlerInnen nach Bulgarien und in die Slowakei begleitet. Ihre Schilderungen lassen den Begriff Prekariat neu definieren. (Erscheint im MO Magazin für Menschenrechte am 17.9.2011)


Baracke am Stadtrand von Sofia: Viele OsteuropäerInnen betteln bei uns, weil sie wissen, dass der Verlust der Wohnung der Anfang eines Abstiegs ist, aus dem ihre Familie über Generationen nicht mehr so leicht herauskommen würde.

Es war im Winter 2001. Ich war damals Austauschstudentin an der Kunstakademie in Sofia. Bei einem Spaziergang entdeckte ich hinter den Plattenbauten von Druzhba kleine, zeltähnliche Behausungen. Kinder mit verfilzten Haaren zogen einen Wagen voll Wasserflaschen. „Ja, wir wohnen hier“, bestätigten sie mir und forderten mich auf, mitzukommen. Eine Frau zeigte mir ihre Hütte aus Alublech und Karton. Statt einer Tür hingen alte Decken vor dem Eingang. In einer kleinen Blechtonne brannte ein Feuer, darauf stand ein Kochtopf: „Das sind Linsen, Linsen vom Müll“, erklärte mir eine Frau namens Slavka. (more…)

SP-Voves hat in der Angelegenheit «Bettelverbot» St.Rache eingeholt

Januar 23, 2010

Victor, schau owa!

«Da liegen in einem einzigen Raum 40, 50 bis 70 Personen. Holzpritschen, elendes altes Stroh, darauf liegen sie Körper an Körper hingeschlichtet. In einem solchen Raum, der etwa 10 Meter lang, 8 Meter breit und höchsten 2,2 Meter hoch ist, liegen über 40 Personen, für deren jede also kaum 4 Kubikmeter Luft bleiben. Da liegen sie denn, diese armen Menschen, ohne Betttuch, ohne Decke. Alte Fetzen bilden die Unterlage, ihre schmutzigen Kleider dienen zum Zudecken.»

 Das waren noch Zeiten, als die Führer der österreichischen Sozialdemokratie sich den entrechtetsten sozialen Milieus zuwandten. Das Zitat stammt aus Victor Adlers Bericht über die Situation der «Ziegelböhm´», der Sklaven der Favoritner Ziegelfabriken.

120 Jahre später ist die Sozialdemokratie auf den Voves gekommen. Franz Voves ist Vorsitzender der SPÖ der Steiermark und steirischer Landeshauptmann, und er hat ein wichtiges Signal gegeben: den sozialdemokratischen Schulterschluss mit dem Führer der extremen Rechten im Parlament, St.Rache, in der «Bettlerfrage». (more…)


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