Belege für eine Mafia, die BettlerInnen ausbeuten würde, gibt es bis heute nicht. Dafür haben die BuchautorInnen Barbara Tiefenbacher und Stefan Benedik Roma und Romnija getroffen, die mit ihren Betteleinnahmen die Bildung ihrer Kinder finanzieren. Ein Gespräch über gekürzte Sozialhilfe, Profite österreichischer Firmen in Osteuropa und die Schaffung einer Feindbild-Metapher. Interview: Ulli Gladik, Peter A. Krobath. Erschienen im MO Magazin für Menschenrechte
MO: Euer Buch heißt „Die imaginierte ‚Bettlerflut‘“. Woher kommt dieses Bild einer Naturkatastrophe im Zusammenhang mit Menschen?
Stefan Benedik: Dass man Migration in Bildern von Naturkatastrophen wahrnimmt, hat es schon Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA gegeben, wo sich die USA als eine Insel darstellen, die von einer überwältigenden Masse an Migranten und Migrantinnen überschwemmt werden. In Graz hat sich die Metapher der Flut auf die Bettelnden fokussiert. Bei einer Flut muss man nicht darüber reden, ob sie gut oder schlecht ist, sie ist ganz klar eine Katastrophe. Und es gibt sofort eine Menge sprachlicher Anknüpfungen wie „eindämmen“ und „verhindern“. In Wirklichkeit hat es in Graz nie eine Menge an Bettelnden gegeben, und es haben die Bettelnden auch keine sozialen Probleme verursacht, in dem Sinn, dass das Einkaufen eingeschränkt oder es zu Streitereien unter den Bettelnden gekommen wäre. (more…)
Die BettlerInnen, die normalerweise in Graz betteln, wurden von der Grazer Polizei schon seit Wochen eingeschüchtert. 2000 Euro Strafe hat man ihnen in Aussicht gestellt, wenn sie nach dem 1.5. betteln. Jetzt wagen sich nur noch Prominente zum Betteln auf die Herrengasse: Pfarrer Wolfgang Pucher, Kurt Flecker, ehemals Landeshauptmannstellvertreter (SPÖ)… Bleibt nur die bange Frage: wie lange wird das Medieninteresse so groß und der Umgang der PolizistInnen mit Menschen, die am Boden sitzen, so freundlich und nur ermahnend bleiben? Denn klar ist: es wird bestraft und wer trotzdem sitzen bleibt wird mitgenommen. Und klar ist auch: bereits ein Becher vor sich reicht, dass das als „Betteln“ gilt. (Quelle: Facebook, Joachim Hainzl) (more…)
BettlerInnen werden auf Anweisung der Geschäftsleitung der Firma Hofer immer wieder vom Firmengelände weggewiesen. Die Firma Hofer hat diese Vorgangsweise auf Nachfrage auch schriftlich bestätigt – und zwar mit der Begründung, dass das von Kunden so gewünscht werde. Auch bei Lidl- und Merkur-Märkten wurden Wegweisungen beobachtet.
Der Einzelne kann dagegen wenig machen. Wenn aber eine ausreichende Anzahl von Hofer-Kunden Ihre Missbilligung dieser Praxis zum Ausdruck bringt und ankündigt, bei Hofer nichts mehr einzukaufen oder weniger einzukaufen, solange diese Regelung besteht, werden die Hofer Manager über die Sache nachdenken. Hier geht´s zur Unterschriftenliste.
Wegen des geplanten Bettelverbotes in der Steiermark fand am Montag ein ExpertInnenhearing im Landtag statt. SPÖ, ÖVP und FPÖ PolitikerInnen verzichteten jedoch auf Hintergrundinfos und blieben der Veranstaltung fern.
antwortet Gerhard Lecker auf die Frage, ob es in Graz zumindest einen polizeilich
belegten Hinweis gibt, dass die Bettelnden gezwungen werden, ihr Geld an Fremde
abzugeben. Lecker weiß es genau, schließlich leitet er die sicherheitspolizei-
liche und kriminalpolizeiliche Abteilung der Grazer Polizei. Aus:
Vor 15 Jahren sind Roma aus der Slowakei in die Steiermark gekommen, um in ihrer verzweifelten wirtschaftlichen Situation bei uns Hilfe zu suchen. Sie sitzen seither still vor Supermärkten, auf öffentlichen Plätzen und vor Kirchen und halten ihre Becher den Vorübergehenden hin. Sie tun niemandem etwas und nehmen auch keinem etwas weg, sondern sie appellieren schweigend an die Hilfsbereitschaft der Menschen.
Natasha lebt in einer kleinen Stadt in der Nähe von Sofia/Bulgarien. Um ihre Familie zu ernähren, fährt sie seit drei Jahren mehrmals jährlich nach Österreich um zu betteln. Ulli Gladik, Kamerafrau und Regisseurin in Personalunion, begleitete Natasha und ihre Familie über einen Zeitraum von fast zwei Jahren. Der Film zeigt Natashas Alltag als Bettlerin in Österreich und die Lebensumstände in ihrer Heimat.
Aus gegebenem Anlass zeigt das Keplerkino Wien„Natasha“, Porträt einer bulgarischen Bettlerin, am Sonntag, dem 21.3. um 11 Uhr. Der Eintritt ist frei. Danach gibt es eine Diskussion mit Mitgliedern der BettelLobbyWien.
„Ein Pflichtfilm für alle, denen die Zumutung von ein paar Bettlern im Stadtbild ihren Schlaf der (Selbst-) Gerechten raubt.“ Kleine Zeitung, Juli 2009
„Ein ganz bemerkenswertes, respektgebietendes Porträt…“ Der Standard, April 2008
Natasha lebt in einer kleinen Stadt in der Nähe von Sofia/Bulgarien. Um ihre Familie zu ernähren, fährt sie seit drei Jahren mehrmals jährlich nach Österreich um zu betteln. Ulli Gladik, Kamerafrau und Regisseurin in Personalunion, begleitete Natasha und ihre Familie im Zeitraum von fast zwei Jahren. Der Film zeigt Natashas Alltag als Bettlerin in Österreich und die Lebensumstände in ihrer Heimat.
84 min, Bulgarisch mit deutschen Untertiteln
Ab 15. Jänner täglich um 18 Uhr Topkino Wien 6, Rahlgasse 1