Nachruf auf Herrn Jan, den Bettler von der Friedensbrücke.

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Herr Jan auf der FriedensbrückeHerr Jan kam aus Rumänien nach Wien, in der Hoffnung sich mit Betteln seinen Traum zu erfüllen: ein eigenes Häuschen mit Gemüsegarten. Dort wollte er mit seiner Frau Viorica seinen Lebensabend verbringen.
Er saß jeden Tag, bei jedem Wetter, stoisch auf der Friedensbrücke. Er freute sich über jeden kleinen Beitrag und er wusste es zu schätzen, wenn ihm Menschen Geld gaben, die selber nicht sehr viel besitzen.
Herr Jan hat in Rumänien Theologie studiert und war bis zur Revolution 1989 als Lehrer tätig. Nach der Wende verlor er, wie viele andere seine Arbeit und war dann in einem Steinbruch tätig. Bei einem Arbeitsunfall verlor er sein Bein, an den Rollstuhl gebunden hatte er keine Chance mehr Arbeit zu finden. So beschloss er mit seiner Frau nach Wien zu gehen, um hier Geld zu verdienen. Er wollte jeden Cent für sein Häuschen und eine Beinprothese sparen, doch leider reichte das erbettelte Geld gerade zum Überleben.
Der stille Mann wusste viel zu erzählen, er liebte Literatur und klassische Musik und die Menschen, die jeden Tag an ihm vorüber gingen. Er wurde nicht müde von Wien und seinen BewohnerInnen zu schwärmen. Herr Jan meinte, er sei noch nirgendwo so herzlich aufgenommen worden wie hier. Er hat im Stillen dafür gekämpft, dass es seiner Familie gut geht und diese versorgt ist.

Seine Familie würde sich über eine Spende freuen, da sie Herrn Jans Wunsch erfüllen möchte, ihn in Rumänien zu beerdigen (Spendenkonto lautend auf „Goldenes Wiener Herz“ – IBAN: AT63 1420 0200 1094 5837, BIC: EASYATW1 Kennwort Jan).
Die Gesamtkosten für Sterbeurkunde, Bestattungs- und Transportkosten und Fahrtkosten für Frau und Söhne sind voraussichtlich Euro 2600. Spendenstand vor 24 Stunden war 660 Euro.
Miglieder des Vereins „Goldenes Wiener Herz“ und Herr Lewendel, ein privater Unterstützer der Familie, werden helfen, die Überstellung abzuwickeln.
Zitate von Herrn Lewendel:“Wenn nur einer in dieser Welt einem Anderen hilft, dann
wäre alles gut.“

Im Namen der Familie möchten wir uns bei all jenen bedanken, die Herrn Jan unterstützt und als Mensch wahrgenommen haben.
Jan, du wirst uns auf der Friedensbrücke fehlen! Die BettelLobbyWien

Jans Frau Viorica trauernd auf der Friedensbrücke.

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12 Antworten to “Nachruf auf Herrn Jan, den Bettler von der Friedensbrücke.”

  1. kathrinquatember Says:

    Hat dies auf fireredfriederike rebloggt und kommentierte:
    Ich habe Herrn Jan nur sehr flüchtig kennengelernt. Die Begegnung war kurz. NIchts desto trotz hat mich diese Nachricht sehr traurig gemacht. Bitte helft, seine Familie zu unterstützen und tragt den Aufruf weiter. Damit seine Frau Viorica den Traum vom Häuschen mit Gemüsegarten leben kann. Es ist schon schwer genug, dass sie ihn ohne ihren Mann leben müsste.

  2. R.I.P. | Die Membran – selektiv permeable plattform für literatur, leben, umwelt und kunst Says:

    […] https://bettellobbywien.wordpress.com/2015/01/13/nachruf-auf-herrn-jan-den-bettler-von-der-friedensb… […]

  3. Manfred Domschitz Says:

    es wäre schön, wenn solche portraits nicht erst als nachruf, sondern bereits zu lebzeiten erfolgten. vielleicht hätte sich herrn jans träume dann erfüllt.

  4. Teresa Says:

    Auf der Friedensbrücke treffe ich heute Jan’s Kinder, Neffen und Passant*innen. Sie loben die Anteilnahme und trauern um ihren Vater, Onkel, Freund, bekannten Bettler…
    Jan’s Wunsch war es, in Rumänien beerdigt zu werden, sollte er sterben.
    DANK der vielen Unterstützer*innen haben wir fast 40% des Geldes! Eine Überführung nach Rumänien kostet 2600 Euro. Durch viele kleine und größere Spenden haben wir jetzt schon 1000 Euro!

    Im Namen aller die Jan kannten, danke für alle Worte, Beistand und die Unterstützung! Und wir hoffen sehr, dass wir Jan’s letzten Wunsch erfüllen können!

  5. Isa Says:

    Hallo, könntet ihr die BIC der Kontoverbindung bitte ncoh angeben? Vielen Dank.

  6. Carlineken Says:

    Ich habe den Aufruf leider erst jetzt gelesen. Kam inzwischen ausreichend viel Geld zusammen? Macht es Sinn jetzt noch zu spenden oder ist Jan bereits beigesetzt?

    • Teresa Says:

      Hallo Carlineken! Danke für deine Nachfrage. Jan ist bereits beigesetzt und die Transport- sowie Beerdingungskosten konnten dank zahlreicher Spenden bezahlt werden! Wie hoch die Krankenhauskosten sind, welche von den Hinterbliebenen zu zahlen sind, ist noch nicht klar. Auch nicht, welche Summen für Reise etc. für die Familie insgesamt angefallen sind. Wenn wir genaueres wissen geben wir Bescheid! Ebenfalls folgt in den nächsten Tagen ein Bericht zur Überführung!

  7. teresa Says:

    Herr Jan ist auf dem Weg nach Hause. Der Leichenwagen fährt gerade mit ihm, begleitet von seiner Familie, nach Rumänien. Die Abholung vom AKH, die Formalitäten und die Zusammenarbeit mit dem rumänischen Transportunternehmen haben gut funktioniert.
    Vielen Dank für die breite Unterstützung!!!
    Seine Familie meldet sich sobald sie gut angekommen sind – voraussichtlich morgen in der Früh. Dann folgt das Begräbnis.
    Jan, wir verabschieden uns. Du bleibst in unserer Erinnerung…!

  8. stefan weber Says:

    echt schöne story.leider werden menschen oft in eine schublade gesteckt und gleichmal abgestempelt.viele sagen dann immer dies bettelmafia und niemand kennt wirklich den hintergrund dieser menschen.leider aber ich glaube das eh immer mehr menschen umdenken.

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