Die Diplomarbeit von Marion Thuswald, 2008 fertiggestellt, legt den Schwerpunkt auf das Wissen und die Kompetenzen von Bettlerinnen ohne österreichische Staatsbürger_innenschaft und erforscht ihr Arbeitsbedingungen im öffentlichen Raum in Wien.
Angesichts der schwierigen Lebenssituation im Herkunftsland sowie in Österreich ist Betteln eine – wenn auch prekäre – Möglichkeit der Überlebenssicherung.
Abstract
Die Diplomarbeit greift ein aktuelles Thema auf („Bettelproblematik“) und untersucht es aus einem bildungswissenschaftlichen Blickwinkel (informeller Kompetenzerwerb von Frauen). Ausgehend von der Annahme, dass für erfolgreiches Betteln Wissen und Kompetenzen notwendig sind, die nicht in formalen Bildungsprozessen erworben werden, ist es Ziel der Diplomarbeit, Kompetenzen und Lernprozesse einer bestimmten bildungsfernen Gruppe beschreibbar zu machen. Zur Beantwortung der Forschungsfrage wird eine qualitative empirische Studie durchgeführt, die sich ethnographischer Erhebungsmethoden und dem Analysemodus der Grounded Theory bedient. Die Feldforschung baut auf einen Kompetenzbegriff, der mit Hilfe von Fachliteratur aus der Berufs- und Erwachsenenbildung charakterisiert und anhand der Begriffswerkzeuge von Pierre Bourdieu kontextualisiert wird. Die interviewten Frauen kommen aus dem Ausland zum Betteln nach Österreich. Ihre Bettelarbeit sowie ihre Lernprozesse finden unten den Bedingungen permanenter Überlebensunsicherheit und Erniedrigung statt. Die Auswertung im Bezug auf Wissen, Kompetenzen und Aneignungsprozesse der Bettlerinnen wird aus drei Perspektiven vorgenommen: Erstens werden die Bettelpraktiken der Frauen aus Beobachtungen und Interviews rekonstruiert. Zweitens wird das Konzept Überlebenskompetenz entwickelt, das bei den Frauen in der Ausprägung eines Habitus’ des selbstbewussten Leidens zutage tritt. Drittens werden die Interviews nach Lernprozesse der Frauen rund um ihre Arbeit untersucht.
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