An die Wiener Linien:
From: bettellobbywien@live.at
To: Kundendienst@wienerlinien.at
Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Bettellobby Wien nimmt zu Ihrer Antwort vom 12.01.2009 betreffend unsere Stellungnahme zur „Bettlerdurchsage“ wie folgt Stellung:
- Die von Ihnen vorgeschlagene Spende an anerkannte Hilfsorganisationen stellt für die Fahrgäste keine Handlungsalternative zu einer Spende an bettelnde Menschen dar, da es in Wien keine Organisation gibt, die bettelnde Menschen direkt unterstützt (Wenn Sie eine solche Organisation kennen, geben Sie uns bitte Bescheid!). Diesbezüglich verbreiten Sie mit Ihrer Durchsage eine Unwahrheit, die dazu führt, dass die Fahrgäste glauben, dass bettelnden Menschen ohnehin geholfen wird und ihre Spende deshalb nicht notwendig ist. Das Gegenteil ist der Fall: bettelnde Menschen sind auf die Gaben anderer angewiesen, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien zu sichern.
- Dass sie bettelnde Menschen pauschal als „organisiert“ bezeichnen und damit in die Nähe des organisierten Verbrechens rücken („Bettelbanden“) ist äußerst problematisch, da die Existenz solcher Banden auf unsere Anfrage nicht einmal von der Polizei bestätigt werden konnte. Auch wenn es solche Banden geben sollte, der Großteil der bettelnden Menschen bettelt nicht „organisiert“. Dadurch, dass sie jedes Betteln als „organisiert“ bezeichnen, befördern Sie ein nicht bestätigtes Vorurteil und tragen so zur Diskreditierung bettelnder Menschen in der Öffentlichkeit bei. Auf welchen Informationen beruht Ihre Behauptung, dass bettelnde Menschen in den U-Bahnzügen „organisiert“ sind?
- Die Wiener Linien befördern jährlich 770 Millionen Fahrgäste. Durch Ihre ständig wiederholten Durchsagen erreichen sie mehr Menschen als sämtliche Zeitungen, wodurch Sie wesentlich zur Meinungsbildung Ihrer Fahrgäste beitragen. Dies bedeutet für die Wiener Linien eine große Verantwortung, vor allem auch deshalb, weil Ihre Durchsage eine Verhaltensänderung anstrebt, die auch außerhalb des U-Bahnbereichs wirksam wird. Im Minutentakt Unwahrheiten und Vorurteile zu verbreiten ist insbesondere aufgrund des großen Einflusses der Durchsagen auf die Fahrgäste und deren großer Anzahl nicht zu verantworten, auch wenn von einzelnen Fahrgästen Maßnahmen gefordert werden. In ihrem „Mission Statement“ betonen die Wiener Linien, sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst zu sein: der Aufruf zu unsolidarischem Verhalten gegenüber armen Menschen, die Verbreitung von Unwahrheiten und die Beförderung von Vorurteilen zeigen, dass Sie Ihre soziale Verantwortung in diesem Fall ignorieren.
- Wir möchten Sie einladen, dieses Thema mit uns persönlich zu diskutieren. Gerne stellen wir Ihnen Informationen rund um das Thema Betteln in Wien zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Die BettelLobbyWien